Hier sitze ich nun, 11254 Meter und mit 904 km/h mitten über dem Atlantik. Knapp 5 Stunden noch bis zum Ziel: International Airport Dulles – Washington. Verrückt, was in den letzten 7 Monaten alles passiert ist. Und noch viel verrückter, was in den nächsten 11 Monaten noch alles passieren wird. Nicht selten ist es in letzter Zeit vorgekommen, dass ich nach längerem Nachdenken zu meiner Familie gesagt habe: „Kannste halt echt keinem erzählen!“. Denn um ehrlich zu sein habe ich bis zu diesem Augenblick immer noch nicht begriffen, was für einen Weg mein Leben gerade einschlägt. Das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen! Ich bin einer von 75(!) jungen Berufstätigen bundesweit(!), die im Auftrag des Deutschen Bundestags(!) dieses Jahr für 11(!) Monate in die USA(!) reisen, um Deutschland als Juniorbotschafter(!) zu repräsentieren. Bitte was? Ich glaube das ist auch der Grund, warum mir die ganzen Abschiede von Freunden, Familie und Kollegen so leicht gefallen sind (obwohl ich eigentlich ein sehr emotionaler Mensch bin). Weil das ganze Ausmaß dieses Abenteuers noch überhaupt nicht bei mir im Kopf angekommen ist. Gefühlt verhalte ich mich aktuell noch so, als wäre das ganze nur ein gewöhnlicher Urlaub und als würde ich in drei Wochen wieder gemütlich in meinem eigenen Bett im kleinen Geseke schlafen. Ich bin tatsächlich selber gespannt, wann die Realisierung blitzartig einschlagen wird. Vielleicht gleich schon, wenn ich meinen ersten Schritt auf amerikanischen Boden setze. Vielleicht aber auch erst viel später, wenn ich schon 3-4 Wochen da bin und alles was vorher noch neu und aufregend war, allmählich zum Alltag wird. Wir werden sehen!
Aber auch bis jetzt war mein 2024 schon mehr als aufregend. Wenn nicht jetzt bis zum Jahreswechsel noch vier Monate USA auf mich warten würden, würde ich mit absoluter Sicherheit das 7-tägige Vorbereitungsseminar in Weimar im April als Highlight des Jahres bezeichnen. Grundsätzlich wurden wir dort schlichtweg auf das Auslandsjahr vorbereitet, allerdings wirklich in jeglicher Hinsicht. Es wurden alle Themen besprochen, von organisatorischen und bürokratischen Themen wie Krankenversicherung, Bankkontoeröffnung und Jobsuche vor Ort bis hin zu sozialen gesellschaftlichen Themen wie US-Politik, Waffen und Religion in den USA. Aber die mentale und organisatorische Vorbereitung waren nur 50% des Seminars. Genauso gleichwertiges Ziel der Woche war das Kennenlernen und Connecten untereinander. Und ja, man hat schon von vielen ehemaligen PPPlern etliche Male zu hören bekommen, was für tolle Freundschaften dabei entstanden sind, aber so richtig vorstellen konnte ich es mir persönlich zumindest nicht. Natürlich sind Leute, die für so ein Programm ausgewählt wurden, überdurchschnittlich aufgeschlossen und kontaktfreudig, aber man darf nicht vergessen, dass wir immer noch alles deutsche Kartoffeln sind, bei denen Small Talk Staatsfeind Nr. 1 ist. Aber es kam wie es kommen musste. Ich wurde eines Besseren belehrt. Es ist unglaublich, wie schnell man mit wildfremden Leuten zusammenwachsen kann. Ich bin alleine dort angereist und mit einem großen Haufen toller neuer Freundschaften wieder nach Hause gefahren, welche garantiert nicht in einem Jahr wieder einfrieren werden. Wie oft wir es wohl schaffen werden, uns in den USA gegenseitig zu besuchen? Wir werden sehen!

Genauso gespannt bin ich auch auf den generellen Verlauf meines Auslandsjahres. Was für Kurse werde ich am College belegen? Wie werde ich mit meiner Gastmutter zurecht kommen? Was für ein Auto werde ich ergattern können? Welchen Job werde ich für den Zeitraum Januar – Juni finden? Wie schnell werde ich Freunde finden? Wie hart wird der Kulturschock werden? Werde ich mit Heimweh zu kämpfen haben? Werde ich mich wirklich so stark verändern wie immer alle sagen und inwiefern? Was mache ich eigentlich danach, wenn ich wieder in Deutschland bin?
Ich könnte ewig so weiter machen und Fragen über Fragen auflisten, die gerade durch meinen Kopf schwirren. Aber mir bleibt ja eh nichts anderes übrig, als es auf mich zukommen zu lassen. We will see!